Lars, seit wann bist du auf dem Gravelbike unterwegs und was macht für dich die Faszination Gravel aus?
Ich bin generell erst seit 2024 mit dem Bike unterwegs – davor eigentlich nur zu Fuss, hauptsächlich beim Wandern und Trail Running. Mit dem Gravelbike kann ich natürlich deutlich grössere Distanzen zurücklegen, was für mich auch einer der Hauptgründe war, mir ein Gravelbike zu kaufen. Im Gegensatz zum Rennradfahren habe ich dort auch die Möglichkeit, meine Wege abseits der Strasse zu suchen und der Natur etwas näher zu sein.
Wie hast du dich auf die Gravel Trans Jura vorbereitet?
Ich würde zwar sagen, dass ich bereits eine gute Grundfitness durch das Wandern und Laufen hatte, aber ich war eben beim Fahrradfahren kompletter Neuling. Und ich hatte vor allem Respekt vor den vielen Höhenmetern der Gravel Trans Jura. Von daher habe ich mich auch darauf vorbereitet und einige Touren mit gewissen Anstiegen eingebaut.
Ich habe aber auch versucht, ein Gefühl für die Strecke zu bekommen. Ich habe mir die Artikel auf der Gravel Trans Jura Website und auch im Newsletter durchgelesen, Social Media Posts auf Instagram angeschaut und mich auch mit dem GPX Track für die Strecke vertraut gemacht. Dadurch habe ich ein gutes Gefühl für mein Setup für Bike, den Taschen und der generellen Ausrüstung bekommen, was ich vorher auch getestet habe.
Wenn du dich für diesen einen Moment/Ort deiner Gravel Trans Jura entscheiden müsstest, welcher…
… bewegte dich emotional am meisten?
Mir fällt es schwer, hier nur einen Moment zu nennen. Ich habe für mich die ganze Gravel Trans Jura sehr emotional wahrgenommen. Der emotionalste Moment war aber sicherlich am letzten Checkpoint (La Barillette), welche nach dem letzten Anstieg war. Ich wusste, dass es danach nur noch ein paar Kilometer und auch nur noch bergab nach Nyon ging. Mir ging da so viel durch den Kopf, so viele Momente aus den letzten Tagen aber auch der Stolz, dass ich das alles hier geschafft habe, obwohl ich gerade erst mit dem Biken angefangen habe. Das hat sich da schon alles sehr krass angefühlt. Genau von diesem Moment gibt es auch ein Foto von mir, was mir daher auch sehr viel bedeutet.
… brachte dich physisch an deine Grenzen?
Definitiv der starke Regen über mehrere Stunden. Rein körperlich war ich überrascht, dass ich trotz mangelnder Erfahrung im Bereich von Mehrtagestouren alles eigentlich recht gut weggesteckt habe. Klar, es war anstrengend, aber für mich gut machbar. Es hat an zwei Tagen aber relativ stark über mehrere Stunden geregnet. Das war sowohl körperlich aber auch mental schon eine Herausforderung für mich.
… lässt dich lachen, auch wenn du heute noch daran denkst?
Ich glaube es war Tag drei oder vier. Es hatte an diesem Tag viel geregnet. Dementsprechend ging es durch viel Schlamm und Matsch. Ich hatte an diesem Tag einige technische Probleme und war sehr lange unterwegs – viel länger als geplant. Einfach nur komplett platt. Ich sah aus wie ein «Schwein» als ich abends an meiner Unterkunft angekommen bin. Mir war das echt etwas unangenehm als ich dann so durch die Hotel Lobby gegangen bin und mich noch dafür entschuldigt, dass ich alles dreckig mache. Aber die Dame an der Rezeption hat einfach nur freundlich gelächelt und mir gesagt, dass das ich mir darüber keinen Gedanken machen soll und es kein Problem ist. Dieser Tag und das Ende hatten schon was.
… hat dich landschaftlich am meisten beeindruckt?
In den ersten Tagen war das Wetter nicht so gut, daher war die Sicht auch etwas eingeschränkt. Natürlich ist Creux du Van ein absolutes landschaftliches Highlight, aber auch etwas touristisch. Mir persönlich hat besonders der Abschnitt nach dem Lac de Joux beim Mont Tendre gefallen. Man ist hier einfach auf richtig schönen Wegen mitten in der Natur unterwegs.
.. hat dich zwischenmenschlich am meisten berührt?
Ich hatte am Samstagnachmittag ein technisches Problem mit dem SPD Cleat vom einem Schuh. Ich habe tatsächlich eine Befestigungsschraube verloren und konnte mich mit einem Schuh nicht mehr im MTB Pedal einklinken. Alle Fahrradgeschäfte in der Nähe waren zu dieser Uhrzeit bereits geschlossen. Ich habe daher versucht, noch weiterzufahren – ca. 2 Stunden bin ich so noch gefahren, aber gerade bei der Nässe und den Anstiegen im Gelände war das fast nicht mehr möglich für mich.
Über den Veranstalter habe ich die Nummer von einem Local Rider bekommen und Kontakt mit ihm aufgenommen. Er wollte gerade selbst auf eine Tour mit seinem Rennrad gehen. Ich habe ihm mein Problem geschildert und wir haben unseren Standort ausgetauscht. Was soll ich sagen, er hat eine passende Schraube eingepackt und sich mit seinem Rennrad auf den Weg zu mir gemacht – immerhin 700hm trennten uns. Was für eine grosse Geste, was für eine Hilfsbereitschaft. Er hat mir damit meine GTJ gerettet.
Welchen Tipp würdest du jemanden geben, der/die 2026 das erste Mal an der GTJ teilnimmt?
Jeden Abend den festen Sitz der Befestigungsschrauben an den Cleats kontrollieren 😉 Ok, im Ernst: Ich würde mir pro Tag einfach nicht zu viel vornehmen. Lieber ein Tag länger unterwegs und dann auch alles etwas entspannter bzw. Puffer. Es sind halt über die ganze Strecke ca. 12.000 Höhenmeter und eben der Grossteil davon auch auf Schotter bzw. im Gelände.
Wirst du wieder dabei sein?
Ich kann mir das wirklich sehr gut vorstellen. Es war für mich ein unvergessliches Erlebnis, was meine Lust aufs Graveln bzw. Bikepacking nochmal verstärkt hat.







